Eine Kleinstadt ganz Gross…

    Wird das Wirtschaftspotenzial der Region Basel nicht genug wertgeschätzt?

    Basel wird von Einheimischen oft leicht despektierlich als «grosses Dorf» bezeichnet. Aber in vielen Rankings bezüglich Wirtschaftspotenzial schwingen Basel-Stadt und die Region als «grosse Kleinstadt» obenauf. So thront Basel beispielsweise im Ranking zur zukunftsträchtigsten Kleinstadt Europas auf Platz Eins.

    (Bilder: © Kanton Basel-Stadt: www.bs.ch/bilddatenbank) Basel hat vor allem ihrem Wirtschaftspotenzial und dem so genannten Humankapital einen Top-Ruf.

    fDi Intelligence ist eine Fachstelle für ausländische Direktinvestitionen der «Financial Times». Wenn die als sehr glaubwürdig eingestufte Fachstelle eine Rangliste erstellt, sorgt dies Jahr für Jahr für grosse Aufmerksamkeit. Sie hat erneut die zukunfts­trächtigsten Tech-Städte Europas verglichen. Basel belegt dabei unter den «kleinen Städten» den Spitzenplatz. Bei der Strategie für Direktinvestitionen schafft es die Basel Area unter den kleinen Regionen auf Platz zwei.

    Basel habe ihren Spitzenplatz vor allem ihrem Wirtschaftspotenzial und dem so genannten Humankapital zu verdanken. Viele Punkte im Ranking ergab die Tatsache, dass Basel für viele grössere Konzerne als Hauptsitz diene. Dazu gehören natürlich die Pharma­riesen Roche, Novartis oder Roivant Sciences. Die für Wirtschaftsunternehmen und Investitionen strategisch gute Lage im Dreiländerdreieck wird in der Publikation des Rankings unterstrichen. Hervorgehoben wird auch, dass Basel wichtige Life Sciences-Unternehmen beherbergt. Die Stadt ziehe – so steht im Bericht – aber auch Investitionen in professionellen Dienstleistungen an. So waren Unternehmensdienstleister zwischen Oktober 2016 und September 2021 für mehr als ein Viertel der neuen Investitionen in Basel verantwortlich. Die Auszeichnungen von fDi intelligence gelten zwei Jahre lang.

    Strategien für das Anziehen von Direktinvestitionen
    Stolz ist auch Basel Area auf die Auswertung. Denn in erster Linie wurden die Strategien für das Anziehen von Direktinvestitionen untersucht. Direktinvestitionen sind eine Form der Auslandsinvestition. Dabei geht es um Kapitalexport durch Wirtschaftssubjekte eines Landes in ein anderes Land mit dem Ziel, dort Immobilien zu erwerben, Betriebsstätten oder Tochterunternehmen zu errichten, ausländische Unternehmen zu erwerben oder sich an ihnen mit einem Anteil zu beteiligen, der einen entscheidenden Einfluss auf die Unternehmenspolitik gewährleistet. Die Grossregion und somit Basel Area schafft es im Bereich kleine Regionen europaweit auf den zweiten Platz. Basel duellierte sich bei den fDi intelligence Auswertungen auf den Spitzenplätzen mit Genf, welches bei den Kleinstädten europaweit Platz 4 belegt.

    Basel ist zwar eine Kleinstadt, aber bezüglich geografischer Lage (periphere oder suburbane Areale) und der gesellschaftlichen und kulturellen Bedeutung erfüllt es die Merkmale einer Zentralort-Funktion.

    Was ist aber eine «Kleinstadt». In der Regel werden Städte als «Kleinstädte» geführt, deren Einwohnerzahl zwischen 100’000 und 350’000 liegt. In der Schweiz gilt statistisch jede Gemeinde als Stadt, die mehr als 10’000 Einwohner aufweist. Die Definition «Kleinstadt» anhand statistischer Merkmale ist zwar eine feste, quantitative Grösse für ihre Kategorisierung, jedoch nicht das einzige prägende Merkmal. Ebenso wichtig für die Charakterisierung sind Bevölkerungsdichte oder die geografische Lage (periphere oder suburbane Areale), gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung und – nicht zu unterschätzen – die Zentralort-Funktion. Aus diesen Faktoren ergibt sich auch eine ganz spezifische Organisation des gesellschaftlichen Zusammenlebens (div. Quellen). Und auch in anderen Rankings schneidet Basel gut ab. Zum Beispiel beim Thema Smartification. Zwar ist man nicht geführt im «Smart City Index», aber die Stadt am Rheinknie taucht dafür in anderen Rankings ganz vorne auf. Im Swiss Smart City Survey beispielsweise. Dieser hat das Ziel, den aktuellen Stand der Smart City Entwicklung, Trends und entsprechende Umsetzungsaktivitäten in den Schweizer Städten und Gemeinden festzustellen. Dazu sollen geplante und umgesetzte Lösungen, die aktuellen Rahmenbedingungen innerhalb der Politik und Verwaltungen, die wichtigsten Hürden und Treiber für die Entwicklung, die Netzwerksbeziehungen innerhalb der ganzen Schweiz erhoben und öffentlich zugänglich ausgewertet werden. Smart City Basel schreibt: «Basel ist für viele Schweizer Städte Vorbild bei der Entwicklung zur Smart City. Basel punktet vor allem im Umweltbereich sowie bei der Verankerung der Smart City in der Verwaltungsorganisation mit den entsprechenden strategischen Zielen.» Ausserdem: Basel wurde von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) damit betraut, ein Smart-City-Städtenetzwerk aufzubauen. Das sei Ehre und Verpflichtung zugleich, heisst es bei den Involvierten. Die 2018 von der Regierung verabschiedete Smart-City-Strategie hatte europaweit Resonanz ausgelöst. Und es sei eine Verpflichtung, weil die Städte wachsen und mit Blick auf eine wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit dringend smarte Innovationen benötigen.

    ChSt., fDI u.a. Quellen


    Auch Zürich und Zug hoch im Kurs…

    Nicht nur Basel holt sich hohe Wertschätzung in den Städterankings bezüglich Wirtschaftspotenzial ab. Auch Zürich ist hoch im Kurs. Die Stadt gilt laut dem fDi Intelligence Ranking als die zukunftsträchtigste mittelgrosse Tech-Stadt Europas. Dies dank seinem hohen wirtschaftlichen Potenzial, dem Humankapital und der guten Lebensqualität. Die Stadt schneidet aber auch in den Kategorien internationale Vernetzung und Wirtschaftsfreundlichkeit gut ab. Ausserdem zeige sich die Innovationskraft der Stadt an der hohen Anzahl von eingereichten Patenten. Zürich beheimatet bereits Technologieriesen wie Google, Microsoft und Amazon.

    Zug schafft es in der Kategorie Mikrostädte europaweit als wirtschaftsfreundlichste Stadt an die Spitze. 33 ausländische Direktinvestitionsprojekte in Bereichen wie Finanzwesen, Life Sciences und Energie wurden verbucht. Bei den Mikrostädten hat sich aus der Schweiz auch noch Lugano einen Spitzenplatz gesichert.

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