Eine Vision für neue Spielplatz- und Begegnungszonen-Konzepte

    Ein Dornacher will mit Organischer Kunst und Design die Öffentlichen Räume revolutionieren

    Der Designer Norbert Roztocki aus Dornach hat 2015 etwas gemacht, wovon viele träumen: Er konnte seine Vision ohne Kompromisse umsetzen. Nun ist er erfolgreich mit nachhaltigen und vielseitig anwendbaren, funktionalen Skulpturen für den öffentlichen Raum. Auch in der Region sind seine Kreationen zu sehen.

    (Bilder: zVg) Die Idee dahinter: Öffentliche Räume wie Spielplätze, und Begegnungszonen sollten mit Bauten aufgewertet werden, die nicht nur schön anzusehen, sondern auch für viele unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten geschaffen sind.

    Norbert Roztocki (35) ist geboren in Krakau und ist viel herum gekommen bis er in Dornach sesshaft wurde: Er hat sich ausbilden lassen in Kulturanthropologie, Philosophie, Fotografie und Bildende Kunst, zehn Jahre arbeitete er als Pressefotograf in Finnland, Deutschland und Polen. «Aber ich wollte mich immer selbst verwirklichen. Mein Hobby war seit jeher die Bildhauerei, das Zeichnen und Malen. In der Kunst interessiert mich insbesondere die Organische Kunst und das organische Design. Also habe ich mich auf die Suche nach den Dozenten von damals gemacht und diese kamen aus der Region Grossbasel und auch aus Dornach. Ich habe sie kontaktiert und sie gefragt, ob ich für einige Monate kommen kann, um zu lernen. Es kam eine Zusage und darum habe ich mich damals entschieden in die Schweiz zu kommen.» Am Anfang dachte Norbert Roztocki, dass er nur für einige Monate bleiben würde. «Mittlerweile bin ich schon zehn Jahre hier mit meiner Familie. Meine Kinder sind hier geboren», sagt er.

    Das Besondere an der Organischen Kunst und Design sind der nachhaltige und ökologische Lösungsansatz zur Belebung, Harmonisierung, Integration und Inspiration von Menschen und Ortschaften durch die Verbindung von Kunst, Funktionalität und Sicherheit. Mit diesem Ansatz entwickelte Roztocki ein Businessmodell, das besonders im so genannten «B2G» (Business mit Gemeinden) und «B2B» (Business to Business, also Unternehmen als Zielgruppe) auf Interesse stiess. Viele Gemeinden, in der Region vor allem Reinach, Arlesheim und Dornach, waren begeistert von seinen pflegeleichten und langlebigen Skulpturen, die dazu einladen, darauf zu klettern und zu spielen oder einfach sich gemütlich auszuruhen. Seine innovative Idee wurde schon mehrfach ausgezeichnet. Zum Beispiel mit dem German Design Award (2019- Special Mention), dem European Product Design Award (2018 – Gold), mit einem zweiten Platz beim Giardina Award, einem dritten Platz beim Swiss Upstart Challenge und mit einem starken fünften Rang beim Swiss Innovation Award. Wir haben uns mit Norbert Roztocki getroffen und ein Interview geführt:

    Kam über Umwege in die Region und begeistert viele Gemeinden mit seiner Idee: Norbert Rostocki

    Norbert Roztocki, wie sind Sie auf die Idee mit Ihren Skulpturen für den Öffentlichen Raum und somit auf das Konzept moveart gekommen?
    Nach meinem Studium für die Bildhauerei und Organischer Kunst, war ich fasziniert von der so genannten Doppelhelix. Ich dachte immer, dass daraus nur Kunstwerke entstehen können. Ich habe viele verschiedene Materialien ausprobiert um diese geschwungenen Formen zu kreieren. Einmal habe ich ein grosses Objekt gebaut und habe dieses in meinem Garten platziert. Plötzlich konnte ich beobachten, wie mein dreijähriger Sohn auf dem Objekt herum kletterte. Die Objekte sind anregend, faszinieren durch ihre Form und Harmonie. Bei der Beobachtung war es für mich wie ein Blitzschlag für die Idee. Wenn ich aber ehrlich bin, ist mein Sohn Aleksander auf die Idee gekommen, nicht ich. Daraus sind Konzepte für Spielplätze entstanden, die nicht nur eine gute Funktionalität haben, sondern auch wunderbar aussehen. Basierend auf diesem Prinzip baute ich Modelle wie Schaukeln, Bänke und so weiter.

    Können Sie Ihre Vision oder sogar Mission beschreiben?
    In immer verdichteten Städten und Ortschaften müssen Menschen in Austauschprozesse kommen. Wir wollen Treffpunkte gestalten, wo Kinder, Erwachsene und Senioren aufeinandertreffen. Ich will das Bedürfnis von Sozialen Kontakten befriedigen. Und selbstverständlich sollen die Objekte schön aussehen. Die meisten Objekte im Öffentlichen Raum sind robust, wartungsarm und sehen oft nicht sehr anschaulich aus. Das will ich mit moveart verändern. Vor allem wird durch die schönen Objekte der Vandalismus geringer. Ein schönes Objekt, wird von der Bevölkerung anerkannt und nicht zerstört.

    Wie ging es dann weiter?
    Als ich das Geschäft gegründet habe, war es die ersten zwei Jahre eine One Man Show. Ich habe bemerkt, dass das Produkt funktioniert und die Nachfrage da ist. Ich fragte mich: Soll ich die Tätigkeiten ausserhalb meiner Kernkompetenz outsourcen? Bei einem Anlass habe ich die Firma Burri aus Glattbrugg getroffen. Es ist eines der Unternehmen in der Schweiz mit dem besten Netzwerk, was den Bereich für Öffentliche Räume angeht. Unsere Interessen haben auf Anhieb miteinander gepasst. Sie konnten ihr Portfolio erweitern und kümmern sich um den Vertrieb in der Schweiz. Mittlerweile haben wir auch solche Partner in England, Dänemark, Deutschland. Wir bekommen Anfragen aus New York, Dubai und aus der ganzen Welt.

    Auch im Garten- und Schwimmbad Arlesheim sind Norbert Rostockis Skulpturen zu bewundern.

    Sie haben auch an Design- und Innovationswettbewerben teilgenommen…
    Ja, zum Beispiel bei Swiss Innovation und habe den fünften Platz belegt. Der Prozess bei Swiss Innovation dauerte neun Monate, man wird kompetent begleitet und dadurch konnte ich mich optimal für die Firmengründung vorbereiten. Zu dieser Zeit habe ich auch moveart Objekte auf der ART Basel gezeigt. Ich musste mich damals entscheiden: Baue ich Unikate, die von Kunstsammlern dann einfach aufgestellt werden, oder gehe ich den wirtschaftlichen Weg und baue die Objekte für den Öffentlichen Raum. Ich wollte nicht, dass meine Produkte für wenige Menschen zugänglich sind, sondern dass alle Kinder, Erwachsene und Senioren davon profitieren können. Aus diesem Grund habe ich mich für den wirtschaftlichen Weg entschieden. Ein Jahr später habe ich bei der Up-Start Challenge CH teilgenommen und habe es auf den dritten Platz geschafft.

    Sie arbeiten vor allen mit hochwertigem Holz. Woher beziehen Sie es?
    Das Holz ist eine Tanne, die überall wächst. Grosse nachhaltige Plantagen gibt es in Neuseeland. Von dort kommt das Holz nach Holland und dort werden diese mit einer Essigsäure behandelt. Die behandlung ist zu hundert Prozent ein ökologisches Verfahren und man bekommt dadurch vom Hersteller 50 Jahre Garantie im Aussenbereich. Durch das Verfahren sickert Wasser durch das Holz hindurch und ist viel widerstandsfähiger gegen Fäule. Dieses Accoya Holz wächst durch das Klima in Neuseeland 25 Jahre und dann kann man die Tanne fällen. Man spricht hier von einer Grauenergie-Rechnung. Diese ist in diesem Fall viel positiver, als wenn ich zum Beispiel eine Buche hier in der Schweiz beziehe, die 80 Jahre wächst und in der Anwendung zehn Jahre Lebensdauer hat. Aus diesem Grund verwende ich Acooya weil trotz des längeren Transports, es immer noch ökologischer ist.

    Bauen Sie die Objekte noch selbst?
    Leider kann ich das alleine gar nicht mehr bewältigen. Die Objekte werden jetzt in Polen produziert. Ich überlege mir auch eine Produktion in der Schweiz. Ich habe mich mit einer Schweizer Firma, die stark im Bereich Robotik in der Schreinerei ist, zusammen getan. Aber dieses Projekt steht noch ganz am Anfang. Die Produktion in der Schweiz wäre dann aber hauptsächlich für den hiesigen Markt gedacht.

    Nutzen Sie eine Software, um die Modelle zu konstruieren?
    Am Anfang musste ich jede Zeichnung von Hand machen, was sehr aufwendig war. Das hat wochenlang gebraucht, bis ich eine Konstruktion fertig hatte. Eines Tages bin ich auf einen Studenten an der Hochschule getroffen. Er gab mir einen Rat, dass ich zu Computerworks gehen soll, da er der Meinung war, dass sie mir helfen können. Sie waren von meiner Idee so begeistert. Sie haben mir noch zusätzlich ein Skript geschrieben für meine Objekte. Dank ihnen kann ich das Ganze skalieren und schnell bauen. moveart hat von vielen verschiedene Branchen Unterstützung bekommen. Computerworks und Accoya sind meine wichtigsten strategischen Partner.

    Sie sind sehr kreativ. Was haben Sie noch für Ideen?
    Mit dieser Technik kann man viele verschiedene Dinge machen. Meine Überlegungen sind bewegliche Objekte. Im Moment sind die Objekte starr, aber ich bin daran bewegliche Objekte zu konstruieren.

    Auf welches Objekt sind Sie am stolzesten?
    Ich würde sagen das Objekt in Arosa. Es stellt eine Welle dar, die ähnlich wie die das Logo von Arosa aussieht. Ich freue mich sehr darüber, dass meine Konstruktion in Arosa viel bewirkt hat. Es ist wie ein zentraler Punkt für die Menschen dort geworden. Ausserdem noch das Drachen-Objekt auf dem Pilatus. Das war logistisch eine grosse Herausforderung.

    Was ist ihr Traum?
    Mein grösster Traum ist MoveArt Land. Ich will einen Park konstruieren, der überall mit meinen Objekten ausgestattet ist. Ich kann durch diese Technik Mülleimer, Bänke, Lampen, Spielplätze, Wasserspiele, Häuser, Bedachungen, etc. konstruieren. Und da dann alles in der gleichen Form ist, werden sich die Gäste wie in einer Märchenwelt fühlen. Ich rede jetzt von einem Traum, aber ich habe wirklich das Ziel so einen Park zu konstruieren. Wir suchen im Moment einen Partner, oder eine Gemeinde, die sowas mit uns zusammen umsetzen wollen.

    Interview: Daniele Ciociola
    Text: JoW

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